Diese Frage hörte ich zum ersten Mal in einem Seminar bei Dr. Christina Kessler.

So “andersrum” und “wild gedacht” gestellt, faszinierte sie mich von Beginn an und begleitet mich seitdem durch meine Entwicklungsprozesse.

Gemeinhin stellen wir uns – wenn überhaupt – die Frage „Was will ich vom Leben?“

Allein der Perspektivwechsel löst in mir recht viel aus. Automatisch komme ich vom Wollen ins Fragen, Fühlen, Erforschen, Herausfinden:

Empfinde ich Freude bei einem beruflichen Angebot, spüre ich Sinn dahinter? Dann kommt es für mich grundsätzlich in Frage.

Melden sich meine Alarmglocken bei einer bestimmten Person? Dann weiß ich, dass ich diesem Menschen gegenüber erst einmal vorsichtig sein sollte.

Was will mir meine aktuelle Blockade im Rücken signalisieren?

So kommuniziere ich über meinen Innenraum mit dem Leben. Ich kann dann nicht nur hören oder ahnen, was es von mir will. Ich kann ihm auch Fragen stellen.

Aus meiner Sicht lässt sich das „Leben hören“ üben. Es ist eine Schulung der eigenen Wahrnehmung, der Intuition und aller 33 Herzensqualitäten, insbesondere dem Gehorsam, der Demut und der Disziplin (wie sie in „Herzensqualitäten“ von Christina Kessler beschrieben sind).

Da wir auf die Frage „Was will ich vom Leben?“ meist sehr klare Vorstellungen wie Gesundheit, Glück, gute Beziehungen, Erfolg haben, erscheinen uns im Gegenzug die Antworten des Lebens nicht immer eindeutig.. Das Leben reagiert nicht in Worten auf unsere Frage, sondern wird sich eher in Form von Seelenbildern, Empfindungen oder auch Blockaden in uns äußern. Einige Beispiele:

Meine „Aufträge“ bekomme ich oft, indem ich nachts aufwache – so wie jetzt. Ich höre dann, dass ich etwas schreiben soll. Vorher kann ich auch nicht wieder einschlafen.
Das Wunderbare daran: Artikel, ganze Seminarkonzepte oder auch das grobe Gerüst für mein Buch schreiben sich dann wie von selbst.

Wenn ich in einem Konflikt mit den Kindern feststecke, kann ich sicher sein, dass sie mir mit ihrem Verhalten etwas spiegeln, das ich dadurch besser in mir erkennen kann.

In Meditationen bekomme ich Impulse, in Atemreisen erhalte ich Botschaften in Form von Seelenbildern. Im Wald erinnere ich mich ans Wesentliche.

Wenn ich Rückenschmerzen habe, dann fällt mir ein, dass ich man irgendeiner Stelle mal wieder zu viel Verantwortung übernommen habe. Ich darf dann mein selbstauferlegtes Kreuz wieder ablegen. Aktuell habe ich diese Schmerzen und habe noch nicht herausgefunden, an was ich zu viel trage. Vielleicht hat das Leben aber auch die Sprache gewechselt während ich noch an der Vorstellung klebe, dass es doch immer so war mit dem Rücken und ergo nun auch wieder so ist.

Dann darf ich mich erinnern: das Leben ist sehr viel flexibler und fließender als wir. Wenn ich mehr erfahren möchte, ist es wohl hilfreich, mich nochmal ganz neu zu öffnen, alle Vorstellungen fallen zu lassen und wirklich hinzuhören.

In diesem Moment spüre ich eine Wärme in mir aufsteigen und kann nicht sagen, ob mir das Leben damit auf meinen gerade formulierten Satz antwortet „Ja, genau, Jumana, lass Dich noch mal ganz neu ein.“ oder ob es eine tiefe Liebe ist, die in mir aufsteigt. Meine Liebe zum Leben, das immer gleichzeitig zu meinem Wohl und zum Wohle des großen Ganzen handelt. Auch wenn wir gerade bockig sind oder es nicht fühlen oder verstehen können – um zu wachsen und zu dem zu werden, der wir sind, bringt es uns alles, was wir brauchen: Freude, Traurigkeit, Herausforderung, Leid, Liebe, Schmerz, Chaos und eine darunter liegende Ordnung.
Und eines ist mir gerade heute klar geworden. Das Leben will gar nicht so viel von mir wie ich immer denke.